Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) in der industriellen Biotechnologie eingesetzt werden – und treibt sie tatsächlich Innovationen voran? Im Mittelpunkt dieser Fragen fand am 1. April 2025 der IWBio-Workshop „Angewandte KI entlang biotechnologischer Wertschöpfungsketten: Hands-on Beispiele und Pitfalls aus (forschenden) Unternehmen“ bei der BRAIN Biotech AG in Zwingenberg statt. Die Veranstaltung brachte Expertinnen und Experten aus Forschung und Industrie zusammen, um über Chancen, Herausforderungen und Best Practices beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Biotechnologie zu diskutieren. Ein Fazit des Tages: „KI gehört in die Unternehmensstrategie.“ Mit diesem klaren Statement eröffnete Keynote-Speaker Klaus Mauch den Workshop und lieferte einen pointierten Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen moderner KI-Tools. Neben den enormen Potenzialen hob er auch folgende Herausforderungen hervor: häufig unzureichende Datenqualität, die Komplexität der Technologie und die oftmals fehlende Nachvollziehbarkeit von Ergebnissen. Beispiele aus der Praxis zeigten: KI-gestützte Tools ermöglichen effizientere Literaturrecherchen, das Design neuartiger Enzyme und virtuelle Fermentationsprozesse. So zeigte Ingmar Schuster (Exazyme GmbH), wie KI bereits jetzt die wissenschaftliche Literaturrecherche und das Protein-Engineering revolutioniert. Er stellte Kombinationen von Tools zur Enzym-Designentwicklung vor, die gezielt das Risiko von Patentverletzungen minimieren und weit über klassische Methoden hinausgehen. Simon Godehard (BRAIN Biotech) berichtete u. a. über die KI-gestützte Optimierung von Enzymentwicklungen und veranschaulichte, wie sich durch den Einsatz von Predictive Modeling und Bioinformatik Entwicklungszeiten und Laborkapazitäten effizient reduzieren lassen. Martin Kessler (Wacker Chemie AG) stellte drei konkrete Anwendungsfelder für KI im Produktionsumfeld vor – vom Fermenter Design über die Prozesssteuerung bis hin zur vorausschauenden Wartung komplexer Anlagen auf Basis von Sensorik und Trainingsdaten, während Maximilian Burger (Bausch & Ströbel) die Prozessoptimierung durch maschinelles Lernen in der Abfülltechnik vorstellte. Auch rechtliche Aspekte wurden thematisiert: Dr. Florian Reiling klärte über regulatorische Vorgaben auf. Während KI-Tools unter bestimmten Bedingungen patentierbar sind, ist der Schutz rein KI-generierter Ergebnisse eher schwierig. Er empfahl klare Lizenzregelungen, Schulungen und Compliance-Maßnahmen im Lichte der neuen EU-KI-Verordnung. Besonders wertvoll waren die offenen Gespräche über Hürden bei der Implementierung sowie über regulatorische und ethische Fragestellungen. Die Denkanstöße aus den Sessions boten in den großzügig eingeplanten Networking-Pausen Raum für weiterführende Diskussionen, wertvollen Austausch und aktiven Wissenstransfer. Die Vorträge und Diskussionen zeigten, dass der erfolgreiche Einsatz von KI nicht nur technische Expertise, sondern auch strategische Weitsicht erfordert. Hohe Datenqualität, rechtliche Klarheit und eine durchdachte Integration sind ebenso entscheidend wie die Bereitschaft zu investieren. Es herrschte Einigkeit darüber, dass Unternehmen durch eine strategische Nutzung von KI langfristig Innovationsvorteile sichern. Wir danken allen Referentinnen und Referenten sowie Teilnehmenden für den regen Austausch und freuen uns darauf, die Diskussion in zukünftigen Veranstaltungen fortzuführen! Ein besonderer Dank gilt Anja Schwenzfeier und Peter Kitschmann für die engagierte und souveräne Moderation, die dem Workshop einen klaren Rahmen und eine lebendige Struktur verliehen hat.
📸 Impressionen des Workshops finden Sie hier: